Fotos zeigen uns. Doch sie zeigen uns in Bildern und Ausschnitten unseres Lebens. Der 18. Geburtstag. Den Schulabschluss. Sie zeigen uns mit Menschen die uns wichtig sind. Doch Fotos zeigen uns ein verzerrtes Bild von der Vergangenheit. Waren wir zu unserem Schulabschluss nicht verliebt und traurig darüber, dass wir diese heimliche Liebe vielleicht nie wieder sehen? Zeigen Fotos die Probleme die wir zur letzten Party hatten?
Menschen fotografieren fast ausschließlich gute Dinge. Nur daran wollen wir uns erinnern. Fotos zeigen ebenfalls nur unsere Hülle. Sie zeigen nicht wie es in uns aussah.
Schauen wir uns Fotos an, so durchleben wir eine Zeitreise. Wir erinnern uns gern zurück und klammern das negative völlig aus.
Wir kommen zu dem Ergebnis, dass früher doch alles perfekt und gut war. Verstärkt durch Erinnerungen die durch diese Fotos hervorgerufen werden, klammern wir uns an der Vergangenheit fest und beginnen von einer besseren Vergangenheit zu schwärmen. Fotos haben das Potential Menschen zu zerbrechen. Menschen zu zerstören und in der Vergangenheit leben zu lassen. Völlig unberührt davon, dass sie doch nur ein Verzerrtes Bild liefern.
Doch haben Fotos nicht nur das negative. Schauen wir uns die Fotos von der Party von gestern an, so sehen wir uns auch lachend und in guter Stimmung. Doch wir wissen einen Tag später noch genau was für Probleme wir haben und was uns Sorgen macht. 10 Jahre später haben wir das vergessen und sehen nur noch unsere lachende Fassade.
Lernen wir nun unsere Fotos mit den richtigen Augen zu sehen, sehen wir, dass die Gegenwart nicht schlecht ist, sondern die Augenblicke, die auf Fotos kommen unser Leben so einzigartig und lebenswert machen. Die Fotos sind die Momente, an die wir uns gern erinnern und für die es sich lohnt. Wir sollten also nicht nur die Fotos von früher sehnsüchtig betrachten, sondern unser gesamtes Leben als Fotoalbum sehen. Jederzeit sollten wir bereit sein ein neues Foto hinzuzufügen und das Leben deshalb aus vollen Zügen genießen. Wir können weder die Fotos von früher, noch die Zukunft verändern. Das hier und jetzt ist der Zeitpunkt wo die schönen Fotos entstehen.
Artikel erstmals erschienen am 3. Mai 2013
Bild: helge thomas